Ich heiße Vincent und bin im Juni 14 Jahre jung geworden. Und somit war dieses Jahr DAS Jahr meiner Jugendweihe. Da ich das Kind einer Mitarbeiterin der Jugendweihe Westthüringen e.V. bin, dachte ich im Vorfeld, dass mich nichts mehr überraschen könnte. Ich kenne die Jugendweihen immerhin schon seit meinem 6. Lebensjahr. Ich bin sozusagen damit aufgewachsen. Aber dann kam mein großer Tag und es war doch alles ganz anders, als ich erwartet hatte…
Aber noch einmal von vorne: Als sich bei einer Jugendweihe im Jahr 2016 partout kein Blumenkind finden lassen wollte, fragte mich meine Mutter, ob ich nicht diese Aufgabe übernehmen möchte. Mit meiner großen Schwester an meiner Seite traute ich mir diese Aufgabe zu und nahm damit zum ersten Mal an einer Jugendweihe teil. Hinter der Bühne hatte ich mit dem Jugendweihe – Team großen Spaß und die ganze Sache war sehr aufregend für mich. Auch wenn ich nur eine kleine Aufgabe übernommen hatte. Aber ich war schick angezogen und es herrschte eine ganz besondere Atmosphäre. Und zum Schluss gab es sogar noch ein kleines Geschenk! Ich war so begeistert, dass ich jedes Jahr bei der einen oder anderen Jugendweihe aushalf. Und mit den Jahren kamen neue Aufgaben dazu. Einige Male durfte ich am Einlass helfen. Ich habe gerne unsicheren Gästen den Weg gewiesen oder die Gäste mit Einschränkungen zu ihren reservierten Plätzen gebracht. Aber auch bei den Vorbereitungen der Jugendweihen im Büro war ich ganz schnell mit dabei, z.B. beklebte ich die Feierbriefe mit Briefmarken. Bei jährlich etwa 600 Briefen blieben genug für mich übrig und zur Belohnung kaufte meine Mutter mir jedes Mal eine Zeitschrift. Diese Zeiten sind nun jedoch vorbei, weil heute fast alles per E-Mail versendet wird.
Dafür bin ich inzwischen alt genug, um auch bei den Stellproben zu helfen. Mir bereitet das große Freude und ich weiß mittlerweile schon so gut Bescheid, dass ich eine Stellprobe schon fast ganz allein durchführen könnte. Und wenn an dem einen oder anderen Ort Stühle für die große Feier gestellt werden müssen, dann helfe ich dem Team der Jugendweihe auch sehr gerne dabei.
Im Jahr 2020 feierte meine große Schwester ihre Jugendweihe. Dieses Mal durfte ich als Gast teilnehmen, auch das war interessant. Ich hatte damals den Fokus ganz klar auf meiner Schwester und staunte, wie nervös sie war und wie ihre Freudinnen vor Aufregung und Rührung weinen mussten. Aber ich schaute mir natürlich auch an, wie die Dekoration aus der Perspektive des Publikums ausschaute und wie sich die Band von vorne anhörte. Ich kannte vor meiner eigenen Jugendweihe also schon den Ablauf einer Feierstunde und das Geschehen hinter der Bühne. Und so dachte ich noch kurz vor meiner eigenen Feier: es ist schade,
dass ich schon als beschriebenes Blatt in die Feierstunde gehe und die große Aufregung, wie sie meine Klassenkameraden erleben werden, nicht mehr erleben werde. Doch am Abend vor meinem großen Tag überkam mich doch die Aufregung und sie wuchs als ich mir meinen Anzug anzog. Und noch einmal verstärkte sich meine Aufregung, als wir vor dem Landestheater Eisenach standen und meine Gäste sich einfanden. Trotz alledem konnte ich meine Feierstunde in vollen Zügen genießen und ich war auf der Bühne mindestens genauso nervös wie meine Freunde. Dennoch habe ich die Feierstunde mit Sicherheit ganz anders wahrgenommen als meine Freunde, denn ich bemerkte das man an einigen Stellen das Geschehen hinter der Bühne erkennen konnte. Wie sich die Tanzgruppe einfindet und letzte Abstimmungen trifft oder das Team die Bücher bereitlegt etc. Und ich dachte mir, dafür müssen wir eine Lösung finden, denn es wirkt unprofessionell. Mal ehrlich, welchem anderen Teilnehmer wird das aufgefallen sein? Ich hatte also doch eine andere Sicht auf das Geschehen. Aber bei der Feierlichkeit im Kreise meiner Familie war ich dann ein ganz normaler Jugendlicher, der sich über seine Geschenke und herzlichen Glückwünsche sehr freute.
