Eine Nacht, die niemand kommen sah – die aber alles veränderte. Am 9. November 1989 blickte die Welt gespannt nach Berlin, als die Grenze, die Deutschland 28 Jahre geteilt hatte, plötzlich geöffnet wurde. Was als Pressekonferenz begann, endete mit dem Ansturm tausender Menschen, die endlich die Freiheit spürten, die ihnen so lange verwehrt war. Der Fall der Berliner Mauer markierte nicht nur das Ende eines Regimes, sondern auch das Erwachen eines neuen Zeitalters in der deutschen Geschichte.
Für uns als Nachfolgegeneration, die die DDR nicht mehr miterlebt hat, ist es spannend, von unseren Großeltern und Eltern Geschichten über jene Zeit zu hören. Aber auch unser persönliches Interesse, mehr zum historischen Hintergrund zu erfahren, war und ist groß. Als die Einladung von Jugendweihe Deutschland e.V. zur Teilnahme an einem Seminar zur Ausbildung als Gedenkstättenführer*in der Berliner Mauer kam, zögerten wir nicht lange, meldeten uns an und erhielten prompt die Zusage. Wir, das sind Jana Witzmann und Leoni Wallstein als Mitglieder von Jugendweihe Erfurt e.V..
Das Seminar fand am Wochenende des 24. bis 25. August 2024 in Berlin statt. An dem Samstagmorgen starteten wir um 07:00 Uhr am Hauptbahnhof in Erfurt – wir waren so gespannt! In Berlin angekommen, trafen wir uns direkt am Besucherzentrum der Gedenkstätte in der Bernauer Straße mit weiteren Teilnehmer*innen anderer Jugendweiheverbände aus ganz Deutschland. Nach herzlicher Begrüßung und einem ersten Kennenlernen begann das Seminar direkt mit einer Rundführung auf dem Gelände der Gedenkstätte. Das war ein beeindruckender Überblick zu den verschiedenen Stationen. Ein theoretischer Part, bei welchem uns der historische Hintergrund zum Bau der innerdeutschen Grenze sowie die Stationen auf dem Gelände der Gedenkstätte ausführlich erklärt wurden, schloss sich unmittelbar an. Gemeinsam gingen wir dann in unsere Unterkunft, welche nur ca. 5 min vom Besucherzentrum entfernt lag. Dort folgte in einem Seminarraum die Fortsetzung des Theorieteils. Zu dieser bekam jeder einen Seminarhefter, in welchem alle Fakten und Informationen aufgelistet waren. Anschließend ließen wir den Abend gemeinsam mit der Gruppe ausklingen, gingen zusammen essen und hatten genug Möglichkeiten, uns mit den anderen Teilnehmer*innen auszutauschen.
Nach einem gemeinsamen Sonntagsfrühstück im Hotel begann der praktische Teil der Ausbildung. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, und jede*r sollte zu einer beliebigen Station einen kleinen Vortrag halten. Das war die Generalprobe vor der ersten Gedenkstättenführung mit den Jugendlichen. Wir konnten die Theorie direkt mit der Praxis verknüpfen, hörten einander zu und freuten uns über ehrliches Feedback.
Zum Mittag kamen wir in einem italienischen Restaurant zusammen, machten ein Gruppenfoto und verabschiedeten uns voller Vorfreude mit dem Wissen, dass wir uns zum „JugendweiheTREFF“ wiedersehen werden. Zu Hause in Erfurt hieß es nun, sich an die Vorbereitung der Gedenkstättenführung zu setzen. Dazu haben wir unsere Hefter vom Seminarwochenende studiert, Dokumentationen geschaut und fleißig Karteikarten und Texte geschrieben, damit wir uns optimal auf unsere Führung durch die Gedenkstätte der Berliner Mauer vorbereiten konnten.
Nur 4 Wochen später vom 21.09. bis 22.09.2024 – wieder ein Wochenende – war es soweit, wir wollten uns als Gedenkstättenführerinnen und Betreuerinnen beim „JugendweiheTREFF“ beweisen.
Müde, aber aufgeregt trafen wir uns 05:45 Uhr am Samstag mit unserer Reiseleiterin Kati Engel in Erfurt. Eine halbe Stunde später startete der Bus mit den Jugendlichen aus Erfurt. Bis zu unserem Ziel Berlin machten wir noch Halt in Jena und Dessau, um weitere Jugendliche mitzunehmen. Gegen 10:30 Uhr erreichten wir die Gedenkstätte in der Bernauer Straße und teilten unsere über 40 Jugendlichen in zwei Gruppen auf. So hatte jede von uns circa 20 Jugendliche mit denenwir unsere Führung zur Berliner Mauer durchführten. Auf der Route lagen Stationen, wie das Dokumentationszentrum mit Aussichtsturm und eine Ausstellung zum Leben in der DDR, der Geisterbahnhof, der Mauerabschnitt mit originalen Mauerelementen und Wachturm, die Tafel des Gedenkens, die Fluchttunnel, die Infopoints sowie das Besucherzentrum, in welchem die Jugendlichen nach der Führung einen Film schauen konnten, welcher den Abschluss der Gedenkstättenführung darstellte.
Für uns war und ist es sehr bedeutsam, dass wir mit der Gedenkstätte der Berliner Mauer in der Bernauer Straße ein Stück Geschichte zum Anfassen haben. Die persönlichen Geschichten und Hintergründe zu einigen Schicksalen zu hören, hat uns bewegt und gezeigt, wie wichtig es ist an Geschichte interessiert zu sein. Nur wer die Geschichte verstanden hat, kann aktuelle und zukünftige Entwicklungen hinterfragen und auf den Wahrheitsgehalt überprüfen. Solange wir noch das Glück haben mit unseren Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln darüber zu reden, sollten wir dies nutzen, um zu verstehen, warum und wie sich Identitäten bilden.
Wir waren das erste Mal in unserem Leben Gedenkstättenführerinnen, hatten aber auch großartige Jugendliche an unserer Seite, die uns mit großem Interesse gefolgt sind. Über die positiven Reaktionen freuten wir uns natürlich.
Zum Abschluss dieses Tages ging es für unseren Bus auf eine zweistündige Stadtrundfahrt. UnserReiseführer, ein waschechter Berliner, zeigte uns Orte und Straßen, die normalerweise nicht auf den Routen der Stadtrundfahrten liegen.
Am Zielpunkt Alexanderplatz hatten dann alle zwei Stunden Freizeit. Der Alexanderplatz ist dafür optimal geeignet, da es dort viele Food Spots, Shoppingmöglichkeiten und Kultur gibt.
Den nächsten Tag verbrachten wir im Tropical Island, dazu aber ein anderes Mal!