Im Zeitraum von 21 Jahren prägte mich das Berufsbild der Altenpflege. Ich habe es geliebt. Und auch heute ist es so: wenn ich daran denke, wird mein Herz ein bisschen schwermütig.
Alles ist in Entwicklung, doch nicht unbedingt immer zum Vorteil. So entschied ich 2021, mich von dem Pflegeberuf zu verabschieden. Ich hatte nur keine Ahnung, in welchem Bereich ich stattdessen arbeiten möchte. Über die Agentur für Arbeit erhielt ich das Angebot für die Umschulung zur „Kauffrau für Büromanagement“ – ich dachte, das wäre eine moderne Bezeichnung für „Sekretärin“. Nach reiflicher Überlegung – es sind ja auch finanzielle Aspekte für einen Zeitraum von zwei Jahren zu beachten – entschied ich mich, das Angebot anzunehmen.
Mit Beginn der Umschulung brauchte ich circa zwei Monate, um mich an meine neue Alltagsstruktur zu gewöhnen: Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 16 Uhr Schule, jedes Wochenende und sogar jeden Feiertag in Deutschland frei, da es eine Online-Umschulung ist. Nach elf Monaten und anschließend knapp drei Monaten Praxis in einer Online-Übungsfirma des Bildungsträgers, begann mein offizieller praktischer Teil der Umschulung. Ich benötigte also vorab einen Praktikumsplatz.
Über den IHK-Atlas bin ich auf den „Jugendweihe Westthüringen e.V.“ gestoßen. Nachdem ich mir die Internetseite angeschaut hatte, kristallisierte sich der Verein als mein Wunschpraktikumsplatz heraus. Nach meinem Bewerbungsgespräch – in dem ich viel zu viel geschnattert hatte, was passiert, wenn ich mich wohlfühle – hoffte ich noch mehr, mein Praktikum dort ausüben zu dürfen. Es hat auch nicht lang gedauert, bis die ersehnte E-Mail eintraf.
„Ich hatte ja keine Vorstellung davon, dass das so groß ist.“ – meine Antwort, wenn ich anfangs vom Bildungsträger oder Familie und Freunden gefragt wurde, wie es mir im Praktikum gefällt.
Meine Begeisterung nach dem Vorstellungsgespräch flaute mit Beginn des Praktikums nicht ab. Diese ist gestiegen.
Seit dem ersten Tag war ich mittendrin, fühlte mich nicht als Praktikantin. Ich wurde direkt in Entscheidungsprozesse mit einbezogen, gestaltete einen Flyer für die Informationsveranstaltung in Kassel und vieles mehr. Doch vor allem wurde ich zu wichtigen Veranstaltungen, wie zum Beispiel zu Mitgliederversammlungen in anderen Vereinen, zur Landesverbandssitzung in Eisenach, aber auch zur Büroeinweihung nach Gera mitgenommen.
Ich habe in den bisher 5 Monaten Praktikum nicht nur anwenden können, was ich in der Schule gelernt habe. Vielmehr hat mich der „Jugendweihe Westthüringen e.V.“ erkennen lassen, in welchem Bereich ich sehr gerne mit dem Abschluss „Kauffrau für Büromanagement“ arbeiten möchte.
„Lobrede“
Es ist gar nicht so einfach, einen sechs-monatigen Praktikumsplatz zu finden, mit der Anforderung, dass ein(e) IHK-Ausbilder(in) im Unternehmen / Verein anwesend sein muss.
Umso erfreulicher ist es, dass der „Jugendweihe Westthüringen e.V.“ diese Möglichkeit bietet, ob für Auszubildende oder für Umschüler.
Die Praktikumszeit zeigte mir, dass die Entscheidung, mit 40 Jahren eine Umschulung in einem Bereich zu machen, der mir vollkommen fremd war, genau die richtige war.